Bootsführerschein in Deutschland – Der umfassende Leitfaden 2025

 

Wer in Deutschland ein Sportboot sicher und legal führen möchte, kommt am Sportbootführerschein (SBF) nicht vorbei. Dieser Leitfaden erklärt in ca. 10 Minuten Lesezeit, welche Führerscheine es gibt, wann sie vorgeschrieben sind, wie Ausbildung und Prüfung ablaufen, mit welchen Kosten Sie realistisch rechnen sollten und wie es mit der internationalen Anerkennung aussieht.

Das System in Kürze: Wer prüft und wofür gilt der SBF?

Die amtlichen Prüfungen werden in Deutschland von zwei Verbänden im staatlichen Auftrag abgenommen: dem Deutschen Motoryachtverband (DMYV) und dem Deutschen Segler-Verband (DSV). Das System ist modular, transparent und bundesweit einheitlich organisiert. Seit 2018 werden Führerscheine als Kartenführerschein ausgegeben; auf Wunsch können Binnen und See auf einer Karte vereint werden.

Wann ist ein Bootsführerschein Pflicht?

Grundsätzlich ist ein SBF erforderlich, wenn die Antriebsleistung Ihres Bootes bestimmte Schwellenwerte überschreitet (Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen):

  • Verbrennungsmotoren: Pflicht ab 11,03 kW (15 PS)
  • Elektromotoren: Pflicht ab 7,5 kW

Für reine Segelboote existieren regionale Besonderheiten (z. B. Berlin/Brandenburg), und auf einigen Landesgewässern können weitergehende Vorschriften gelten.

Die zwei Basis-Lizenzen

SBF Binnen – für Flüsse, Seen und Kanäle

Gilt auf Binnenschifffahrtsstraßen und ist die Standardlizenz für Motor- und Segelboote unter 20 m Rumpflänge (ohne Ruder und Bugspriet). Er kann für unter Antriebsmaschineunter Segel oder kombiniert erworben werden.

SBF See – für Deutschlands Küstengewässer

Gilt auf Seeschifffahrtsstraßen (deutsche Küstengewässer) und wird ausschließlich für die Antriebsart Maschine ausgestellt. Für reine Segelboote ohne Motor besteht keine Führerscheinpflicht; in der Praxis haben die meisten Yachten jedoch einen Hilfsmotor über 15 PS – damit wird der SBF See faktisch notwendig. Keine Längenbegrenzung.

Voraussetzungen für die Prüfungszulassung

  • Mindestalter: 16 Jahre (SBF Binnen/See unter Maschine); 14 Jahre (SBF Binnen unter Segel)
  • Ärztliches Zeugnis: Eignungsnachweis inkl. Sehtest, Farbsehen und Hörvermögen (bei Prüfungsantritt max. 12 Monate alt)
  • Zuverlässigkeit: i. d. R. per Kfz-Führerschein-Kopie (ab 18 J.); alternativ polizeiliches Führungszeugnis
  • Passfoto für den Kartenführerschein

Ausbildung: Präsenz, online oder hybrid

Eine Kursteilnahme ist nicht verpflichtend. Selbststudium oder Kursbesuch – viele Fahrschulen bieten heute eine flexible Kombination aus Online-Theorie und kompakten Praxisstunden an.

Theorie

  • Verkehrsrecht, Vorfahrt/Begegnung, Lichter/Schallsignale, Wetter, Sicherheit
  • Beim SBF See zusätzlich Navigation mit Karte, Zirkel und Dreiecken

Praxis

  • Typisch 2–4 Übungseinheiten am Motorboot (An- und Ablegen, Aufstoppen, Mensch-über-Bord-Manöver u. a.)

Knotenkunde

  • 7 Standardknoten stecken und Einsatz erklären (z. B. Palstek, Webeleinstek, Kreuzknoten, Rundtörn mit zwei halben Schlägen)

Prüfungsaufbau: So läuft’s ab

Theorie

Multiple-Choice-Test. SBF Binnen: Basis- und Binnenfragen. SBF See: Basis- und Seefragen plus eine Navigationsaufgabe mit neun Teilaufgaben (Kurs, Ort, Ablenkung/Vertauschung, Gezeiten – je nach Prüfungsordnung).

Praxis

Ca. 15 Minuten pro Person. Pflichtmanöver: An- und Ablegen sowie Rettungsmanöver (Boje über Bord). Dazu Wahlmanöver und Knotenkunde. Sicherheit, Bootskontrolle und Kommunikation werden durchgehend bewertet.

Strategie-Tipp: Wer zuerst den SBF See besteht, erhält für den SBF Binnen (unter Maschine) Anrechnungen: Praxis entfällt, die Theorie verkürzt sich. Spart Zeit und Gebühren.

Kosten 2025: Womit sollten Sie rechnen?

  • Theoriekurs: 150–250 € (Präsenz); reine Online-Kurse ab ca. 40–50 €
  • Praxisstunden: 150–260 € (2–4 Einheiten; Stundensätze oft 50–80 €)
  • Lehrmaterial: Binnen ab ca. 30 €; See inkl. Navigationsbesteck und Übungskarten ca. 85–95 €
  • Ärztliches Zeugnis: 25–80 €
  • Prüfungsgebühren: je nach Schein und Umfang etwa 130–180 €

Kombi lohnt sich: Wer SBF See + Binnen kombiniert angeht, reduziert Prüfungsgebühren und Praxisaufwand und kann gesamthaft mehrere hundert Euro sparen.

Weiterführende Nachweise (empfohlen für Charter)

Funkzeugnisse

  • SRC (Short Range Certificate): UKW-See-Funk; für Küstenreviere/Charteryachten praktisch Standard
  • UBI: Binnen-UKW-Funk; auf vielen Binnenrevieren relevant, sobald Funkgerät an Bord ist
  • LRC: Weitbereichsfunk (Grenz/Kurzwelle, Satellit) für Hochsee

FKN – „Pyroschein“

Der Fachkundenachweis wird benötigt, wenn pyrotechnische Seenotsignalmittel der Kategorie P2 (z. B. Fallschirmraketen) an Bord sind – bei seegehenden Charteryachten üblich.

Regionale Besonderheiten

Bodensee

Eigenes Bodenseeschifferpatent; strengere Grenzen (z. B. 6 PS/12 m² Segelfläche). Ferienpatent für Kurzaufenthalte möglich.

Rhein

Für Sportboote zwischen 15 und 25 m Länge ist ein spezielles Sportpatent/Sportschifferzeugnis nötig.

International unterwegs: ICC integriert

Der seit 2018 ausgegebene Kartenführerschein kann mit dem Vermerk als ICC (International Certificate of Competence) ausgestellt werden – ein international etablierter Standard. Viele europäische Länder erkennen das ICC formell an; in Reisezielen wie Italien, Spanien oder Griechenland ist es de facto der verlangte Kompetenznachweis (zusätzlich fordern Charterfirmen häufig das SRC). Hinweis: Nationale Vorschriften gehen vor – prüfen Sie vor jedem Törn die lokalen Regelungen (z. B. führerscheinfreie Grenzen, Funkpflicht, Ausrüstung).

FAQ – Häufige Fragen in Kürze

Brauche ich zwingend eine Fahrschule?

Nein. Die Teilnahme an Kursen ist freiwillig. Empfehlenswert ist ein Hybrid-Weg: Theorie online, Praxis gezielt in 2–4 Einheiten.

Wie lange dauert es bis zum Schein?

Je nach Lernaufwand wenige Wochen; Wartezeiten der Prüfungsausschüsse und Kursstarts einplanen.

Gilt mein alter Papierführerschein weiter?

Ja, in Deutschland uneingeschränkt. Für Auslandsfahrten ist der Umtausch in die Karte empfehlenswert.

Fazit: Der smarte Weg zum Bootsführerschein

Planen Sie Fahrten auf See und Binnen, dann ist die Kombination SBF See + SBF Binnen der effizienteste und günstigste Weg. Ergänzen Sie für Charterzwecke mindestens das SRC und – falls pyrotechnische Signalmittel an Bord sind – den FKN. Der Schein ist keine Endstation, sondern Ihre Lizenz zum Weiterlernen: Mit Praxis, guter Vorbereitung und Respekt vor Wetter und Regeln wird jeder Törn sicherer – und deutlich entspannter.

Quellen & Hinweis zu Zitaten

Hinweis zu Zitaten: Dieser Beitrag enthält Informationen, die aus offiziellen Regelungen und Veröffentlichungen von Institutionen (z. B. DMYV, DSV, einschlägige Vorschriften der Schifffahrt und Wasserstraßen) sowie aus anderen Quellen zusammengetragen wurden.